****** Zwischendurch hatte ich die Hoffnung auf ein weiteres Soloalbum von Robyn schon fast aufgegeben. Dabei war die Erwartungshaltung nach "Body Talk" (aus meiner Sicht immer noch ein Pop-Meisterwerk und Evergreen) enorm. Umso erfreulicher, dass sie mit "Honey" ein als Gesamtwerk sogar noch deutlich besser funktionierendes Werk veröffentlicht hat, wenngleich die einzelnen Songs vielleicht nicht die Strahlkraft eines "Dancing On My Own" oder "Call Your Girlfriend" erreichen.<br><br>Mit "Missing U" beginnt das kurze Vergnügen aber gleich fulminant: die funkelnden Synthies am Anfang ziehen gleich die Aufmerksamkeit des geneigten Hörers auf sich, ehe sich ein mächtiger Beat über den Song legt und Robyn das macht, was sie am besten kann: ihren Herzschmerz auf die Tanzfläche bringen. Der Rest des Album gestaltet sich aber großteils experimenteller und erfordert ein sorgfältiges Einhören. Die Klasse von "Human Being" etwa entfaltet sich erst ganz allmählich und fast beiläufig, bis man schließlich verblüfft feststellt, wie toll man diesen Rhythmus findet. Das große Highlight kommt aus meiner Sicht dann mit "Baby Forgive Me". Diese Nummer fand ich auf Anhieb fantastisch. Der sanfte Klangteppich hüllt einen förmlich ein; Robyns Gesang passt sich der ruhigen Art des Songs zunächst an, ehe es in der zweiten Strophe aber einen kleinen emotionalen Ausbruch gibt, bei dem ich fast jedes Mal Gänsehaut bekomme. "Send To Robin Immediately" spinnt den Song weiter; der Beat ist hier aber etwas verhuschter.<br><br>In der zweiten Albumhälfte stellt der Titeltrack den klaren Höhepunkt dar. Er wurde ja bereits vor Erscheinen des Albums ausgekoppelt und wie bei "Human Being" dauerte es etwas länger, bis ich die Nummer voll und ganz schätzen konnte. Eine meisterhaftere Produktion wird man im Popgenre dieses Jahr nur schwer finden. Wie der titelgebende Honig zerfließen die Beats in den geschmeichelten Ohren. Etwas schwieriger gestaltet sich der Genuss der darauf folgenden Songs "Between The Lines" und "Beach2k20", die Robyn in eher ungewohnten musikalischen Gefielden präsentieren, die Richtung House gehen. Umso erfreulicher ist, dass mit "Ever Again" die entspannendste Nummer des ganzen Albums folgt, die man gerne auch zehnmal am Stück hören kann.<br><br>War "Body Talk" eine Ansammlung großer Popsongs, so wirkt "Honey" kohärenter als Album; die Highlights kristallieren sich erst allmählich heraus. Robyn weiß definitiv, was sie tut. Von daher bleibt zu hoffen, dass sie uns nicht wieder ewig auf den Nachfolger warten lässt. |